Krankheit trifft den Menschen als ganzheitliches Wesen nicht nur physisch; gerade in einer Ausnahme- bzw. Schwächesituation, wie es z.B. eine unvermutete oder lebensverändernde Diagnose, unklare Prognosen, aufwändige und zum Teil unangenehme Therapien oder ein mehrwöchiger Klinikaufenthalt mit fremdbestimmten Tagesabläufen sein können, kommen Emotionen und Bedürfnisse nach Zuwendung, Anteilnahme, Bestätigung, Bestärkung umso mehr zum Tragen. Ebendiesen Bedarf an zeitintensiver humanitärer Zuwendung decken Menschen mit großem Empathievermögen und Zeitreserven ehrenamtlich ab - sie suchen Kranke auf, bieten Gespräch, Begleitung und hilfreiche kleine Dienstleistungen und tragen damit zu einer positiven Atmosphäre auf der Station bei. Das Angebot richtet sich an alle Patient*innen, unabhängig von Alter, Diagnose, Herkunft oder bestehenden Angehörigenkontakten. Als neutrale Personen ohne gesundheitlichen Behandlungsauftrag und religiös neutral stellen die freiwilligen Mitarbeiter*innen ein Gegenüber aus dem normalen Alltag dar, mit dem von Mensch zu Mensch über Belangloses, bei Bedarf aber auch über ganz Persönliches und Existenzielles gesprochen werden kann.
Von der an die Patient*innen geleisteten Zuwendung zur Erfüllung dieser psychosozialen Bedürfnisse profitiert auch das Personal auf den Stationen, das sich - in der Pandemie mehr denn je - starkem Stress ausgesetzt sieht; zu Technisierung, Ökonomisierung, hohem Qualitätsanspruch kommen nun vermehrt Personalengpässe: für Erfordernisse außerhalb routinierter Abläufe bleibt oft wenig Spielraum. Die durch Ehrenamtliche Betreuung eintretende Entspannung der Patient*innen trägt zu einer angenehmeren Arbeitssituation bei und mildert so auch deren Stress, der im Spannungsverhältnis von steigendem Ökonomisierungsdruck und hohem Qualitätsanspruch nicht erst seit der Corona-Pandemie beträchtlich ist. Für das Personal ist die ehrenamtliche Patient*innenbetreuung eine Ergänzung und Entlastung und keine Konkurrenz.
In der Praxis ist der Verein eng mit der Klinik verzahnt – den Vereinsvorstand bilden Personen, die in der Klinik ihrer Berufsarbeit als Ärzt*in, Gesundheits- und Krankenpfleger*in, Therapeut*in, Laborkraft, Apotheker*in etc. nachgehen.
Die Ehrenamtlichen selbst erleben über die mannigfachen intensiven Begegnungen ohne Zeitdruck und die unmittelbaren verbalen wie nonverbalen Rückmeldungen eine Sinnhaftigkeit in ihrem Tun, die sie immer wieder als persönlich bereichernd beschreiben.
Das Projekt bestand schon vor der Pandemie und erfreute sich hoher Beliebtheit; es war auch Vorbild für andere Spitäler in Österreich, einem Land, in dem Ehrenamt im Krankenhaus insgesamt wenig üblich ist. Noch klarer wurde seine Bedeutung in Zeiten reduzierter Kontaktmöglichkeiten durch Angehörigenbesuchsbeschränkungen.
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